Ein Bericht des Hamburger Abendblatt
Es ist wieder soweit: Am Wochenende sind nachts die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gefallen und haben in Norddeutschland fĂŒr glatte StraĂen gesorgt. Damit Autofahrer nicht ins Rutschen kommen, sind die 26 Autobahn- und StraĂenmeistereien in Schleswig-Holstein gewappnet: Die RĂ€um- und Streufahrzeuge stehen bereit, in 46 Hallen und Silos lagern landesweit 30.000 Tonnen Salz.
27 StraĂenwĂ€rter arbeiten bei der Autobahnmeisterei in Bad Oldesloe und sind im Winter bei Bedarf 24 Stunden am Tag im Einsatz. âWir arbeiten im Drei-Schicht-System und haben zwischen 16 Uhr und 7.15 Uhr Rufbereitschaftâ, erklĂ€rt Stefan Klempau, Arbeitsgruppenleiter bei der Autobahnmeisterei in Bad Oldesloe an der A 1. Deren ZustĂ€ndigkeitsgebiet erstreckt sich vom Autobahnkreuz Hamburg-Ost bis Bad Schwartau (A 1), vom Autobahnkreuz Bargteheide bis Leezen (A 21) und auf der A 20 bis Mecklenburg-Vorpommern. In beiden Fahrtrichtungen zusammen sind das 204 Kilometer Autobahn. Hinzu kommen 59 Kilometer Auf- und Abfahrten. Das Einsatzgebiet ist in sechs Abschnitte geteilt. In der Regel ist pro Abschnitt ein Streuwagen unterwegs. Um jeden Kilometer abzufahren, brauchen die Autos etwa zwei Stunden.
Bei besonders viel Schnee wird die SchneefrÀse gebraucht
Kommt es zu Eisregen oder starkem Schneefall, kommen weitere Fahrzeuge und Fahrer von Fremdfirmen hinzu. Die Autobahnmeisterei stellt aber die Streuautomaten sowie die SchneepflĂŒge, die dann an den Fahrzeugen angebracht werden. âHat sich bereits eine Schneedecke gebildet, fahren wir leicht versetzt mit drei Autos ĂŒber die drei Fahrstreifen der A 1 und schieben so mit den SchneepflĂŒgen den Schnee zur Seiteâ, erklĂ€rt Klempau. Liegt besonders viel Schnee, kommt die Schmidt SchneefrĂ€se zum Einsatz, die den Schnee auf die Felder schleudert. Wenn nur gestreut werden muss, reicht fĂŒr drei Fahrstreifen ein Fahrzeug. âDieses kann auf zwölf Metern Breite das Streugut verteilenâ, erklĂ€rt Klempau. Um die Autobahnen von Eis oder Schnee zu befreien, kommt Feuchtsalz zum Einsatz. DafĂŒr sind die Streufahrzeuge mit einem Tank fĂŒr Sole (Natriumchlorid-Lösung) und einen BehĂ€lter fĂŒr Salz ausgestattet. Beim Streuen werden beide Substanzen vermischt (70 Prozent Salz, 30 Prozent Sole).
âFeuchtsalz haftet besser auf dem Untergrundâ, erklĂ€rt Jens Sommerburg, Chef des Landesbetriebs StraĂenbau und Verkehr (LBV) in LĂŒbeck: âWĂŒrden wir nur Salz streuen, könnte dies durch den Wind weggeweht werden.â Damit wĂŒrde man die Umwelt belasten und die StraĂen blieben gefĂ€hrlich glatt. Um die Umwelt zu schonen, setzt der LBV aber nicht nur das Salz-Sole-Gemisch ein, sondern auch moderne Technik. So konnte der Salzverbrauch deutlich reduziert werden. âBeispielsweise erkennt das StreugerĂ€t, wie schnell das Fahrzeug fĂ€hrt und passt automatisch die Menge an, die ĂŒber den Teller verteilt wirdâ, erklĂ€rt Sommerburg.
Sensoren messen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit
Moderne Technik kommt auch bei den 64 Wetterstationen an den Autobahnen zum Einsatz. Allein auf der A 1 zwischen Hamburg und Fehmarn gibt es neun dieser sogenannten StraĂenwetter-Informationssysteme. âSensoren an der Station und in der Fahrbahn messen unter anderem Temperatur, Luftfeuchtigkeit, StraĂentemperatur, ob es Schneefall gibt oder ob noch genug Salz auf der Fahrbahn liegtâ, erklĂ€rt Sommerburg. Mit diesen Daten könnten die EinsĂ€tze besser koordiniert werden. Zwar gibt es diese Technik bereits seit Mitte der 90er-Jahre, allerdings sind die Sensoren im Laufe der Jahre verbessert worden. So errechnen diese auch eine Prognose.
Diese Daten sowie Informationen vom Deutschen Wetterdienst benutzt die Autobahnmeisterei, um prĂ€ventiv tĂ€tig zu werden. âSo können wir vorbeugend reine Sole auf der Fahrbahn verteilenâ, sagt Carolin Rönna, stellvertretende Chefin der Autobahnmeisterei. Zum einen bilde sich dann nicht so schnell eine Eisschicht, zum anderen lasse sich Schnee besser rĂ€umen, weil dieser nicht auf der Fahrbahn festklebe. Die Sole, die eine Salzkonzentration von 22 Prozent hat, stellt die Autobahnmeisterei in Bad Oldesloe selbst her und hat dafĂŒr einen 40.000 Liter Tank auf dem GelĂ€nde. Zudem lagern dort 850 Tonnen Streusalz in einer Halle und 150 Tonnen in einem Silo. Damit die Streufahrzeuge zum Nachladen nicht immer zur Autobahnmeisterei fahren mĂŒssen, gibt es noch eine Lagerhalle in BarsbĂŒttel (600 Tonnen Salz) und ein Silo (250 Tonnen Salz) in Hamberge.
Auch wenn die Autobahnmeistereien im Winter versuchen, die Autobahn so schnell wie möglich wieder frei zu bekommen, appelliert Verkehrsminister Bernd Buchholz an die Autofahrer: âJeder sollte jetzt mit Winterreifen unterwegs sein und seine Fahrweise den Witterungsbedingungen anpassen.â
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